Wednesday, December 14, 2011

Der Spiegel

Mit müden Augen starre ich in den Spiegel.
Betrachte das Gesicht, das dort zurückstarrt.
Ich sehe einen schwarzen Fleck in der gold-braunen Iris, einen kleinen Leberfleck über der Oberlippe, pechschwarze Haare.
Ich sehe alles.
Ich starre in diese Augen.
In meine Augen.
Ich versuche emotionsneutral zu bleiben, doch ich spüre wie langsam ein Gefühl in mir hoch kriecht.
Schreiend,
kreischend,
mit spitzen Krallen in meinen Leib bohrend, während es mein Innerstes empor klettert um zu meinen Gedanken, meinem Bewusstsein zu gelangen.
Ich versuche es auszusperren.
Ich verriegele die Tür in meinem Kopf.
Ich stemme mich gewaltsam dagegen.
Mit aller Kraft. Mit allem Mut. Mit aller Verzweiflung.
Der Blick will abschweifen, will sich senken. Doch ich zwinge mich weiterzustarren in diese rehbraunen Augen, die erbarmungslos zurückstarren.

Die leere Pupille pulsiert.

Meine Fingernägel bohren sich gewaltsam in die Handinnenfläche.
Jede Faser meines Körpers ist zum Zerreißen gespannt.
Das Blut in meinen Ohren rauscht wie brechende Meereswellen an einer schroffen Küste.

Ein greller, innerer Schrei lässt mich zusammenzucken.

Ein Krachen,
ein Knarren,
die Tür zerbricht,
die Bestie stürmt herein.

Und plötzlich überfluten schreckliche Gedanken meinen Kopf. Wie ein Geschwür wächst der Hass heran und verfinstert meine Augen, und ich sehe den Spiegel vor mir brechen. Die Risse zerfurchen mein Gesicht, verzerren meine Wahrnehmung, bis der Schmerz mich dazu zwingt den Blick abzuwenden und den Hass mitzunehmen aus der Spiegelwelt…

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