Saturday, March 04, 2006

Uns droht ein harter Winter

Müde… Matt… Lustlos…
Dieser Winter dauert schon viel zu lange. Viel zu lange… Verfluchter Schnee. Überall nur Schnee. Wie eine weiße, frostige Decke die alles Leben unter ihr gnadenlos erstickt. Und was bleibt ist diese verdammte Eiseskälte. Kälte in den Bergen und Tälern, Weiden und Wiesen, über den Flüssen und Seen, in den tiefsten Winkeln unserer Häuser, und im Grund unseres Herzens. Nur Kälte und Leere…
Längst haben wir das Antlitz der Sonne vergessen, das Gefühl ihrer warmen Strahlen auf der Haut verdrängt. Denn versteckt ist sie, hinter der aschgrauen Wolkendecke, und das schon viel zu lange. Viel zu lange…
Was uns das Morgen bringt ist was das Gestern war. Monotonie, Trott, Trostlosigkeit.
Aufstehen? Wozu…
Hoffen? Worauf…
Das langsame und stete Ticken der Uhr… es brennt sich in meinen Verstand und lässt meine Gedanken zu Staub werden. tick… tack… tick… tack…
Wie ein Todespendel über mir, das mit jedem Schwung bedrohlich näher kommt. tick… tack….
Wie das Klopfen der knöchernen Hand des Todes an meiner Tür. tick… tack…
Wie das … tick … langsame Pochen meines … tack … Herzens.
Zeit gestohlen, Zeit verloren, Zeit verschwendet ohne Sinn. Ständig versuchend seinem Schicksal zu entlaufen. Doch in Wahrheit tritt man nur auf der Stelle, auf derselben verfluchten Stelle. Und was bleibt ist Zeit. Eine Menge Zeit. Eine gottverdammt große Menge Zeit. Zeit zum Nachdenken, Theorien aufstellen, Beraten, Kritisieren, Schwarzsehen, Verzweifeln, … solange bis auch der letzte verdammte Hoffnungsschimmer verschwindet, hinter dieser eisigen Decke aus Schnee.
Kommt Leute, und schleppt die Ziegel, kommt und holt den Mörtel. Kommt wir bauen eine Mauer. Eine Mauer der Verzweiflung. Mit Ziegeln aus Elend, und Wahnsinn als Kitt. 40, 50 Fuß hoch soll sie werden, kommt und helft mit. Mauern wir unsere Sorgen ein. Höher, immer höher, der Sonne entgegen, wo auch immer sie jetzt ist. Und dann reißen wir sie ein, auf dass unser Kummer darunter begraben wird – für immer verschüttet.
Reinigt eure Seelen und reinigt eure Herzen, befreit euch von den Dämonen, damit die Sonne wieder scheinen kann in diesem verfluchten Tal. Eure schwarzen Seelen sind Schuld an diesem ewigen Winter. Verdorbene
schwarze Seelen, verseucht durch schwarze Gedanken, vergiftet durch schwarze Taten. Lügen, Unzucht und Verrat – die Saat des Bösen habt ihr vor eurer Tür gesät, und das Unkraut, das ihr geworden seid, verpestet unser Tal. Und jetzt beklagt ihr das Leid, das euch widerfährt? Törichte Halunken, selbst Schuld seid ihr an eurem Verderben! Ihr bittet um die Gnade Gottes? Gott hat euch längst verlassen, der Teufel hält nun Einzug hier. Und mit seinem kalten Atem vereist er die Flüsse und Seen, die Bäche und Teiche, die Tümpel und Brunnen. Er fegt die Blätter von den Bäumen und lässt jede noch so liebliche Blume verdorren. Verriegelt die Fenster, verrammelt die Türen, versteckt eure Kinder – der Teufel geht um… der Tod geht um… Väterchen Frost geht um…
Ihr wolltet die Zeichen nicht sehen, nun spürt ihr sie am eigenen Leib. Euer Leben habt ihr verschwendet, nun ist es zu spät. Der Winter hält Einzug in euren Herzen und Tonnen von Schnee drücken auf eure Seelen. Empfindet ihr Leid? Empfindet ihr Reue? Spürt ihr den Sturm, der über eure Herzen fegt? Den prasselnden Regen, den grollenden Donner, die zuckenden Blitze. Lasst den Regen auf euch niederfallen. Tropfen für Tropfen. Reinigender Regen. Er wäscht euren Kummer weg, wäscht eure Sorgen weg, wäscht eure Schuld weg. Tropfen für Tropfen. Gesegneter Regen. Ertränkt die Saat des Bösen. Tropfen für Tropfen. Auf dass das Gute wieder in euren Herzen keimen kann. Und jede Blüte - ein Vorbote des Frühlings.
Denn die Sonne im Herzen überdauert selbst den strengsten Winter.

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